12.03.2025

Missbrauch: Früherer Messdiener und Bistum Hildesheim einigen sich vor dem Güterichter

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Redaktion ZKM-Report

Nach einer Schmerzensgeldklage über 400.000 Euro haben sich ein früherer Ministrant und das Bistum Hildesheim auf einen Vergleich verständigt. Jens Windel wirft einem Priester vor, ihn mehrfach vergewaltigt zu haben. Worauf sich Windel und die Diözese im Detail geeinigt haben, ist nicht bekannt. Darüber sei Stillschweigen vereinbart worden. Zuerst hatte die "Hildesheimer Allgemeine Zeitung" über die Entscheidung berichtet. Der Prozess ist damit hinfällig.

Das Landgericht Hildesheim hatte bei einer mündlichen Verhandlung im November 2024 eine Mediation mithilfe eines Güterichters vorgeschlagen, weil die Klage Windels wenig Aussicht auf Erfolg habe. Die Kammer teile die Ansicht des Bistums, dass die Vorwürfe verjährt seien. Windel wurde nach eigener Aussage als Kind Mitte der 1980er-Jahre über einen Zeitraum von zwei Jahren von einem inzwischen verstorbenen Priester wiederholt schwer sexuell missbraucht. Dass es Hinweise auf sexualisierte Gewalt des mittlerweile verstorbenen Geistlichen gegenüber Minderjährigen gibt, bestreitet das Bistum nicht. Allerdings lägen keine Hinweise auf Windel als Betroffenen vor.

Jens Windel ist mit dem Ausgang des Verfahrens nicht zufrieden. „Es zeigt mal wieder, wie die Kirche mit Betroffenen umgeht", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er habe dem Vergleich angesichts der Aussicht auf eine endgültige Klageabweisung und die Ungewissheit über Dauer und Ausgang eines möglichen Gangs in die nächste Instanz zugestimmt. Er habe keine Kraft mehr gehabt, weiterzumachen.

In der katholischen Kirche äußert man sich erstaunt über Windels Reaktion auf die Einigung. Er sei höchst irritiert, dass Windel diese so kritisch bewerte, sagte ein Sprecher. „Das Bistum ist dem Vorschlag des Gerichts sehr gerne gefolgt, im Rahmen einer Mediation eine Einigung zu finden." Man habe auf Windel zugehen wollen, in dem Wissen, dass das Bistum den Prozess voraussichtlich gewonnen hätte. Die Diözese hat sich dem Sprecher zufolge bereit erklärt, Windel finanziell bei Maßnahmen zu unterstützen, die seine Gesundheit betrafen oder betreffen. Zudem habe es sich zu einer finanziellen Unterstützung der von Windel gegründeten „Betroffeneninitiative Hildesheim" verpflichtet.

Quelle: www.ndr.de v. 20.2.2025

Bild: Bilderstoeckchen / shutterstock.com