17.04.2012

Positives Fazit des Pilotprojekts: Frauen profitieren von anonymisierten Bewerbungsverfahren

Bei anonymisierten Bewerbungsverfahren haben alle Bewerber gleiche Chancen auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch; ausschlaggebend ist jeweils die Qualifikation. Daneben scheinen insbesondere junge Frauen mit ersten Berufserfahrungen von dem Verfahren zu profitieren. Dieses positive Fazit des Pilotprojekts "Anonymisierte Bewerbungsverfahren" hat die Antidiskriminierungsstelle gezogen. An dem Projekt hatten sich von November 2010 bis Dezember 2011 fünf große Unternehmen und drei öffentliche Arbeitgeber beteiligt.

Die wesentlichen Ergebnisse des Pilotprojektes im Überblick:
  • Mehr Chancengleichheit: Es herrschte überwiegend eine gleiche Einladungswahrscheinlichkeit für potenziell von Diskriminierung betroffene Personengruppen im Vergleich mit nicht von Diskriminierung betroffenen Gruppen.
  • Mehr Chancen für Frauen: Frauen hatten im Vergleich zum herkömmlichen Verfahren tendenziell bessere Chancen, zu einem Einladungsgespräch eingeladen zu werden. Das galt insbesondere für junge Frauen, die schon über Berufserfahrung verfügten und im herkömmlichen Bewerbungsverfahren häufig wegen eines möglichen Kinderwunsches benachteiligt werden.
  • Positives Fazit der Personaler: Die Einschätzung vieler Personalverantwortlicher im Pilotprojekt fiel positiv aus. Das Fehlen persönlicher Angaben in den Bewerbungsunterlagen wie Name, Geschlecht, Alter und Familienstand stellte für die Mehrheit der Personalverantwortlichen kein Problem dar.
  • Positives Fazit der Bewerber: Eine Mehrheit der Bewerber bevorzugen das anonymisierte Bewerbungsverfahren. 75 Prozent der Befragten gaben zudem an, dass sie für die anonymisierte Bewerbung weniger Zeit benötigten als in herkömmlichen Verfahren oder dass es keinen Unterschied für sie mache, mit welchem Verfahren sie sich bewerben.
  • Künftiges Vorgehen: Mehrere der beteiligten Partner wollen auch in Zukunft mit Teil- oder Voll-Anonymisierungen arbeiten. Darüber hinaus planen die Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz weitere Pilotprojekte, auch mehrere Unternehmen und Kommunen haben ihr Interesse an dem Verfahren angemeldet.

Der Hintergrund:
Die Macher der Studie haben darauf hingewiesen, dass die ermittelten Effekte nicht als repräsentativ zu betrachten sind, da die Mehrheit der teilnehmenden Organisationen bereits zuvor aktive Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt ergriffen hätten. Die teilnehmenden Unternehmen und Verwaltungen stellten insofern eine positive Auswahl dar. Es sei deshalb davon auszugehen, dass bei weniger engagierten Organisationen die Unterschiede zwischen den Bewerbungsverfahren signifikanter wären. Das Verfahren habe jedoch wichtige Hinweise über Tendenzen geliefert.

Linkhinweis:

Auf den Webseiten der Antidiskriminierungsstelle finden Sie eine Zusammenfassung der Ergebnisse des Pilotprojektes und einen Arbeitgeber-Leitfaden für anonymisierte Bewerbungsverfahren:

  • Um direkt zu den Ergebnissen des Pilotprojektes zu kommen, klicken Sie bitte hier (PDF-Datei).
  • Für den Arbeitgeber-Leitfaden für anonymisierte Bewerbungsverfahren klicken Sie bitte hier (PDF-Datei).
Antidiskriminierungsstelle PM vom 17.4.2012
Zurück