04.04.2025

Zwei BaFin-Studien zum Zertifikate-Markt

Die Finanzaufsicht BaFin hat im Jahr 2024 den Markt für Zertifikate in zwei voneinander unabhängigen Marktstudien untersucht: Dabei förderten die Studie zu Zins- und Express-Zertifikaten sowie die Studie zu Turbo-Zertifikaten durchaus unterschiedliche Ergebnisse zu Tage.

Beim verstärkten Absatz von Zins- und Express-Zertifikaten (Anlage-Zertifikate) nach der Phase niedriger Zinsen gab es keine systematischen Missstände oder gravierende Mängel. Die BaFin hat keine Belege dafür gefunden, dass Banken und Sparkassen ihre Kunden, die an Einlageprodukten interessiert waren, nach der Zinswende stattdessen in Zertifikate gedrängt hätten. Die Kunden waren in der Regel auch zufrieden mit der Beratung. Für die Prüfung wurden in der Zeit von Mai 2024 bis Februar 2025 Hersteller und Vertriebsunternehmen von Zins- und Express-Zertifikaten untersucht und darüber hinaus erstmals auch Kunden von Banken und Sparkassen befragt. Zertifikate haben im Vergleich zu klassischen Sparprodukten regelmäßig höhere Kosten und sind komplexer. Zudem sind sie nicht von der Einlagensicherung gedeckt. Aus diesen Gründen hatte die BaFin besonders die Vertriebspraxis der Institute in den Blick genommen.

Mängel fand die BaFin jedoch bei der Produkt-Governance der Zins- und Express-Zertifikate. Fehlerhaft war teilweise die Konzeption der Zertifikate durch die Hersteller und Vertriebsunternehmen, für welche Kundengruppen und unter welchen Marktbedingungen die Zertifikate verkauft werden sollen (Zielmarktdefinition). Zudem gab es Hinweise darauf, dass etwa 20 Prozent der Kunden die Funktionsweise und Risiken von Express-Zertifikaten nicht vollumfänglich verstanden hatten. Institute, bei denen Mängel identifiziert wurden, werden nun aufgefordert, diese abzustellen.

In einer weiteren Studie hat die BaFin den Markt für Turbo-Zertifikate (Zertifikate mit einem Hebel und einer Knock-Out-Schwelle) für den Zeitraum 2019 bis 2023 untersucht. Die Studie zeigt u.a., dass sich das Marktvolumen für Turbo-Zertifikate im Untersuchungszeitraum fast verdreifacht hat: Sie umfasste 113 Mio. Transaktionen von 543.000 deutschen Privatkunden. Beim Handel mit Turbo-Zertifikaten verloren über einen Zeitraum von fünf Jahren drei von vier Kunden (74,2 Prozent) im Durchschnitt je rd. 6.400 €. Insgesamt summierten sich die Verluste der Kunden auf 3,4 Mrd. €. Die detaillierten Ergebnisse dieser Studie wird die BaFin spätestens im zweiten Quartal 2025 veröffentlichen.
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