Kriminalistik Unabhängige Zeitschrift für die kriminalistische Wissenschaft und Praxis

Bereits seit über 75 Jahren erscheint KRIMINALISTIK als unabhängige Zeitschrift für die kriminalistische Wissenschaft und Praxis. Sie behandelt regelmäßig Themen u.a. aus den Bereichen Kriminalpolitik, Kriminologie, Kriminaltechnik, Kriminalprävention, Strafrecht, Polizeiliche Aus- und Fortbildung sowie Rechtsmedizin. Inklusive Online-Archiv der Kriminalistik seit 1999.
Online erhältlich in diesen Modulen:
juris PartnerModul Polizeibehörden
Kriminalistik online
Beschreibung
Die Kriminalistik liefert in 11 Ausgaben pro Jahr fundierte Informationen und Beiträge kompetenter Fachleute zu aktuellen Themen aus den Bereichen Kriminalpolitik, Kriminalistik, Kriminologie, Kriminaltechnik, Kriminalprävention, Strafrecht, Polizeiliche Aus- und Fortbildung und Rechtsmedizin. Rubriken wie Recht Aktuell, Kriminalistik Schweiz, Kriminalistik-Campus sowie Literatur runden den Inhalt ab.
Umfassende Informationen zur aktuellen Ausgabe und Online-Archiv mit kostenlosem Zugriff für Abonnenten auf die Inhalte aller Kriminalistik-Ausgaben seit 1999 auf www.kriminalistik.de.
Erscheinungsweise:
11 x jährlich
Aktuelles Heft
Heft 5/2025
Editorial
Faßbender, Joachim / Martin, Sigmund P., Editorial, Krimi 2025, 257
Beiträge
Dräger, Felix, Plural Policing – Die Privatisierung der Inneren Sicherheit?, Krimi 2025, 258-263
Die vorliegende Arbeit stellt die Forschungsergebnisse dar, die durch den Autor im Rahmen eines empirischen Forschungsprojekts im Masterstudiengang “Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaften“ an der Ruhr Universität Bochum generiert wurden. Mithilfe des qualitativ gestalten Forschungsprojekts wurden die mutmaßlich widersprüchlichen Positionen der privaten und öffentlichen Sphäre im Kontext des Plural Policing hinsichtlich aktueller und prognostischer Schwerpunkte, Vor- und Nachteile sowie Risiken und Grenzen untersucht. Der Beitrag stellt die Forschungsergebnisse in simplifizierter Form dar und versucht, Polizeipraktikern einen Überblick über das zukunftsträchtige Feld des Plural Policing zu geben und darüber hinaus Impulse für eine künftige polizeistrategische Rahmung des Feldes darzulegen. Auf diese Weise soll ein kriminologisch geprägter Beitrag zur Objektivierung der öffentlichen Debatte um die “Ökonomisierung der Inneren Sicherheit“ geleistet werden.
Wirth, Ingo, Das Kriminalmedizinische Zentralinstitut der Sicherheitspolizei, Krimi 2025, 264-270
Das Kriminalmedizinische Zentralinstitut der Sicherheitspolizei (KMI) wurde im Herbst 1943 als letztes von drei Spezialinstituten gegründet. Wie das Kriminaltechnische Institut und das Kriminalbiologische Institut war es dem Reichskriminalpolizeiamt angegliedert. Als Direktor fungierte in Personalunion der Wiener Ordinarius für Gerichtliche Medizin Philipp Schneider. Das Schicksal des geistig behinderten Bruno Lüdke ist untrennbar mit dem KMI verbunden. Er musste 1943/44 zahllose Untersuchungen über sich ergehen lassen. Nach seinem ungeklärten Tod im Frühjahr 1944 in Wien vergingen beinahe acht Jahrzehnte, bis ihm 2021 durch die Verlegung eines Stolpersteins die Anerkennung als Opfer des NS-Regimes zuteilwurde.
Baumjohann, Kristina / Benecke, Mark, Informationsgehalt kriminalbiologischer Spuren, Krimi 2025, 271-276
Ein Obdachloser erlitt bei einem Angriff durch zwei Männer drei tödliche Bruststichverletzungen. Da die ein- und zweischneidigen Tatmesser aufgrund ihrer Klingenlängen nicht den Stichkanaltiefen entsprachen und die Bruststichkanäle sowohl spitze als auch abgestumpfte Wundwinkel aufwiesen, wurden wir damit beauftragt zu untersuchen, ob die Maße eines Stichkanals Rückschlüsse auf die Abmessungen des verursachenden Werkzeuges zulassen und ob anhand eines Stichkanals Rückschlüsse auf die Anzahl der Schneiden des Tatwerkzeuges gezogen werden können. Unsere Untersuchungen führten wir anhand einer ausführlichen Zusammenfassung der bekannten Quellen durch.
Jugl-Kuntzsch, Irina / Köhler, Daniel / Sari-Turan, Asiye, Der Eskişehir Anschlag in der Türkei, Krimi 2025, 277-283
Am 12.08.2024 ereignete sich vor der Tepebaşı-Moschee in Eskişehir, Türkei, ein ideologisch motivierter Messerangriff durch einen 18-jährigen Täter, bei dem fünf Menschen verletzt wurden. Sowohl Modus Operandi (Live Stream, Manifest) als auch Aussagen des Täters und bestimmte Referenzen etwa in der Kleidung entsprechen der als “Terrorgram“ oder “Attentäter Fanszene“ bezeichneten Strömung im transnationalen Rechtsterrorismus. Dieser Aufsatz beschreibt den Tatablauf, Hintergrund des Täters, sein Manifest und dessen Bildsprache im Hinblick auf eine Einordnung in mögliche Strukturen des auslandsbezogenen Extremismus. Es werden Herausforderungen für die Sicherheitsbehörden durch diese neuere Entwicklung in der Terrorgramszene dargestellt.
Zimmermanns, Christin / Hamdan, Jessica / Rudolph, Marie-Theres / Gürel, Rojda / Reisch, Kaiya / Amor, Nadia, Das Gefängnis als Radikalisierungsrisiko -- Teil 1, Krimi 2025, 283-288
Gefängnisse begünstigen Radikalisierung durch den Verlust von Autonomie und Sicherheit. Die Studie untersucht die Wirksamkeit tertiärpräventiver Maßnahmen zur Deradikalisierung von inhaftierten islamistischen Straftätern sowie von Gefangenen anderer Haftgründe, die während der Haft islamistische Einstellungen zeigen. Basierend auf Interviews mit einer Praktikerin, einer ehemals radikalisierten Person und einem Wissenschaftler wurde eine qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz durchgeführt. Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit langfristiger Programme, einer verbesserten Vernetzung der involvierten Institutionen sowie einer gezielten Fortbildung des Personals, um nachhaltige Distanzierungsprozesse zu fördern und die Resozialisierung zu unterstützen. Die Darstellung erfolgt in zwei Teilen.
Ciftci, Isa / A., Serhat, Parlamentarische Polizeibeauftragte, Krimi 2025, 289-295
Seit der Einführung der Funktion des Polizeibeauftragten im Land Rheinland-Pfalz im Jahr 2014 haben acht weitere Bundesländer sowie der Bund vergleichbare Institutionen etabliert. Diese parlamentarischen Hilfsorgane fungieren als unabhängige Instanzen zur externen Kontrolle polizeilichen Handelns und tragen wesentlich zur Stärkung der Transparenz innerhalb sicherheitsbehördlicher Strukturen bei. Die Tätigkeitsberichte der Polizeibeauftragten dokumentieren eine hohe Akzeptanz dieser Beschwerdestellen sowohl in der Bevölkerung als auch innerhalb der Polizei. Ein transparent ausgestaltetes und institutionell weiterentwickeltes System von Polizeibeauftragten kann einen substantiellen Beitrag zur qualitativen Weiterentwicklung und nachhaltigen Sicherung polizeilichen Handelns, zum Schutz der Grund- und Menschenrechte sowie zur gezielten Stärkung der demokratischen Resilienz innerhalb des öffentlichen Dienstes leisten.
Linnertz, Monique, EncroChat-Daten als Beweismittel, Krimi 2025, 295-297
Die Verwertbarkeit sog. EncroChat-Daten als Beweismittel geht nicht durch eine nachträgliche Gesetzesänderung verloren, entscheidend ist hierfür vielmehr der Zeitpunkt der Datenübermittlung. Sind also die rechtlichen Voraussetzungen bei der Datenanforderung erfüllt, führt eine Änderung derselbigen im weiteren Verfahrensverlauf nicht zu einer Unverwertbarkeit im Ausgangspunkt rechtmäßig erlangter Daten.
Bode, Lorenz, Der Täter war’s! Eine Glosse über problematische Vereinfachungen in den Medien, Krimi 2025, 298-299
“Prozesskosten explodieren, obwohl jeder die Tat auf Video sehen kann“: Diese Schlagzeile zum Prozess um die tödliche Messerattacke gegen den Polizisten Rouven L. liefert uns brandaktuell (2.3.2025) bild.de. Sie steht für Stimmungsmache und Überheblichkeit, aber vor allem für Vereinfachung. Und damit exemplarisch für das, was die Medienberichterstattung über Strafverfahren bisweilen zum Problem werden lässt.
Meltzer, Christine E., Gewalt gegen Frauen in den Medien, Krimi 2025, 300-305
Dieser Artikel analysiert die mediale Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen in Deutschland (2020–2022) und vergleicht sie mit der Polizeilichen Kriminalstatistik. Die Ergebnisse zeigen eine selektive Fokussierung auf extreme Einzelfälle, insbesondere Tötungsdelikte, während alltägliche Gewaltformen unterrepräsentiert bleiben. Partnerschaftsgewalt wird oft als individuelle Tragödie statt als strukturelles Problem dargestellt. Abschließend werden Empfehlungen für eine differenzierte Berichterstattung sowie kriminalistische Akteure formuliert.
Recht aktuell
OVG NW v. 17.10.2023 - 5 A 3548/20 / Vahle, Jürgen, Wohnungsverweisung bei häuslicher Gewalt als Mittel der Krisenintervention, Krimi 2025, 305-307
AG Köln v. 24.4.2024 - 540 Cs 139/24 / Vahle, Jürgen, Zum Tatbestand des gefährdenden Verbreitens personenbezogener Daten, Krimi 2025, 307-308
OLG Hamm v. 25.6.2024 - 4 Ors 71/24 / Vahle, Jürgen, Strafbare Verwendung einer nationalsozialistischen Grußform, Krimi 2025, 308
Kriminalistik – Campus
Malkoc, Ersin, Kriminologische Besonderheiten bei der Medienberichterstattung über Sexualstraftaten, Krimi 2025, 309-314
Medien spielen in der heutigen Gesellschaft eine zentrale Rolle. Die meisten Personen nutzen Medien in irgendeiner Form täglich. Die Dauer der durchschnittlichen Mediennutzung der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 14 Jahren belief sich 2024 insgesamt auf sechseinhalb Stunden pro Tag (ARD/ZDF, 2024). Medienkonsum beeinflusst jedoch nicht nur unseren Alltag, sondern auch unser Denken und Handeln. Sowohl traditionelle als auch digitale Medien können Einfluss auf den Meinungsbildungsprozess nehmen (Authenrieth, 2016). Hier werden in der Medienwirkungsforschung verschiedene Arten des Einflusses unterschieden: Medien als Wissensvermittler, Agenda Setting (Beeinflussung des Fokus der Öffentlichkeit und der Wichtigkeit von Themen), Framing (Beeinflussung der Interpretation von Themen durch das Geben oder Weglassen von Informationen), Persuasion (Beeinflussung der Haltung und Einstellung zu Themen), Medien als Impulsgeber für Handlungen und Medien als Vermittler der Kontroverse (Authenrieth, 2016, S. 4). Dies zeigt, dass Medien auch die Kriminalitätswahrnehmung sowie den Wunsch nach Reaktionen auf Kriminalität beeinflussen können. In diesem Zusammenhang beschäftigt sich der Autor in seiner Hausarbeit im Masterstudiengang “Öffentliche Verwaltung – Polizeimanagement“ der Deutschen Hochschule der Polizei mit dem Einfluss der Medienberichterstattung über Sexualstraftaten auf das punitive Verlangen von Personen. (Redaktion: Lara Textores)
Fricke, Thomas, “Citizen Police Academies“ – Ausgewählte Aspekte, Krimi 2025, 314-318
Bürgernahe Polizeiarbeit kann nur erfolgreich sein, wenn die Bevölkerung ein ausreichend hohes Maß an Vertrauen in die Polizei setzt. Die mit dem Vertrauen einhergehende höhere Akzeptanz polizeilicher Maßnahmen und damit verbundener Grundrechtseingriffe aber auch ein tieferes Verständnis der besonderen Herausforderungen im Berufsfeld Polizei stellen dabei eine wesentliche Unterstützung der Polizeiarbeit dar. Darüber hinaus lassen sich zahlreiche polizeiliche Aufgaben nur mit aktiver Mitwirkung des Bürgers vollziehen, was eine ausreichende Vertrauensbasis voraussetzt. Auch wenn in Deutschland die Polizei nach wie vor hohe Zustimmungswerte in der Bevölkerung genießt, gilt dies nicht für alle Bevölkerungsanteile und ist zudem ein hoher Wert, den es zu bewahren gilt. Mit der Einbindung des Bürgers in den aktiven Polizeidienst verfolgen Polizeibehörden in den USA einen hier weitgehend unbekannten Ansatz vertrauensbildender Maßnahmen, mit dem sich der nachfolgende Beitrag auseinandersetzt. (Redaktion: Matthias Lapp)
Literatur
Kuhlmey, Marcel, Heimann, Handbuch Stabsarbeit der Polizei, Krimi 2025, 319
Vahle, Jürgen, von Galen, Prostituiertenschutzgesetz Kommentar, Krimi 2025, 320
Autoren und Redaktion
KD i.H. Joachim Faßbender, Prof. Dr. Sigmund P. Martin, LL.M. (Yale)
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