Diversifizierung der Streitbeilegung in Japan
Auf Einladung der Universität Ōsaka haben wir in Japan ein Mediationsseminar gegeben. Wir, das sind drei deutsche Mediatoren – Christoph C. Paul, Christian von Baumbach und Dr. Eva Schwittek. Japan ist ein Land mit einer langen Tradition der außergerichtlichen Streitbeilegung. Warum wurden wir als deutsche Mediatoren dorthin eingeladen?
Ko-Autor: Christian von Baumbach Mediator, Kommunikationsberater, studierter Japanologe
Auf Einladung der Universität Ōsaka haben wir in Japan ein Mediationsseminar gegeben. Wir, das sind drei deutsche Mediatoren – Christoph C. Paul, Christian von Baumbach und Dr. Eva Schwittek. Japan ist ein Land mit einer langen Tradition der außergerichtlichen Streitbeilegung. Warum wurden wir als deutsche Mediatoren dorthin eingeladen?
Ein Grund für die Einladung ist der Beitritt Japans 2014 zum Haager Kindesentführungsübereinkommen. Das Übereinkommen sieht die Durchführung einer Mediation bei einem Rückführungsantrag vor, um die Härten eines Gerichtsprozesses und insbesondere der gerichtlichen Vollstreckung eines Urteils für die betroffenen Kinder abzumildern oder gar zu vermeiden. Deutschland hat das Übereinkommen bereits 1990 umgesetzt. Ziel des seit 2015 in Ōsaka stattfindenden Seminars ist es, die Erfahrungen und methodischen Kompetenzen, die seitdem insbesondere bei MiKK e.V. (Internationales Mediationszentrum für Familienkonflikte und Kindesentführung), gesammelt wurden, in Japan vorzustellen, auszuprobieren und einzuüben. Die traditionellen außergerichtlichen Streitlösungsverfahren in Japan sind nicht auf internationale Fälle ausgelegt und folgen teilweise anderen Verfahrensgrundsätzen als die in Deutschland praktizierte und aus den USA rezipierte Mediation.
Über den konkreten Anlass und das spezielle Thema hinaus haben wir eine große Offenheit und ein starkes Interesse an dem methodischen Austausch und dem Ausprobieren neuer Gesprächstechniken erlebt. Wir hatten Gelegenheit, das Japan International Mediation Center, JIMC, in Kyoto zu besichtigen. Es ist auf internationale Wirtschaftsmediation spezialisiert und lose an die Dōshisha Universität angegliedert. Außerdem besteht eine Kooperation mit dem Kōdaiji-Tempel in Kyoto, wo Mediationen stattfinden können. Wir durften den Tempel besichtigen und waren von der altehrwürdigen und friedlichen Atmosphäre tief beeindruckt.
Die Neugier und Offenheit, mit der wir empfangen wurden, spiegelt den Wandel der japanischen Streitbeilegungsverfahren und des Diskurses hierüber wieder. Diese Diversifizierung der Streitbeilegungsverfahren in Japan haben wir zusammen mit Prof. Moritz Bälz, LL.M. (Harvard), Professor für japanisches Recht an der Goethe-Universität Frankfurt, in einem Artikel dargelegt, der in ZKM 1/2020 erscheint und bereits heute online zur Verfügung steht.