„Scholar-Practitioner“ im Feld der Mediation
Mediation ist dabei, sich zu etablieren – als Dienstleistung, als Ausbildungsmaterie und als Forschungsgegenstand. In diesem Etablierungsprozess kommt Menschen, die Mediation praktizieren, unterrichten und erforschen, eine wichtige Rolle zu, da sie Fragestellungen, Erkenntnisse und Handlungsimpulse von einem Bereich in den anderen tragen und fruchtbar machen können.
Auf Englisch werden Personen, die in ihrer Tätigkeit Praxis und Wissenschaft systematisch verbinden, „Scholar-Practitioner“ genannt. Das Fehlen eines entsprechenden Begriffes in der deutschen Sprache zeigt, dass dieses berufliche Mischprofil trotz seiner zunehmenden Verbreitung noch wenig wahrgenommen und diskutiert wird. Angesichts der Bedeutung, die Scholar-Practitioner weltweit für die (Weiter-)Entwicklung von Mediation hatten und haben, erscheint es lohnend, sich mit den Erscheinungsformen, dem Mehrwert und den spezifischen Herausforderungen, die diese Tätigkeitsmischung mit sich bringt, näher zu befassen.
Mit einem Bein in Lehre und Forschung, mit dem anderen Bein in der Praxis zu stehen, bringt einerseits intellektuellen Reichtum mit vielfältigen, wertvollen, wechselseitigen Anregungen für alle Tätigkeitsebenen mit sich. Andererseits bedeutet es nicht nur einen erheblichen Mehraufwand, sondern braucht auch erhöhte Risikobereitschaft, wenn man in unterschiedlichen Feldern mit völlig unterschiedlichen Anforderungen und Erfolgskriterien gleichzeitig bestehen und produktiv sein will. Gelingt allerdings der „Dauer-Spagat“ zwischen Praxis und Wissenschaft, dann bringt er Nutzen und Qualitätssteigerung nicht nur für die Arbeit des einzelnen Scholar-Practitioner, sondern auch für das Feld der Mediation insgesamt.
Die hier angesprochenen Aspekte werden in einem Beitrag in der Juni-Ausgabe der ZKM detaillierter erörtert; die im Anschluss daran beginnende Interviewserie stellt eine Reihe von Scholar-Practitioner-Profilen aus verschiedenen Ländern vor.