31.05.2018

Um klar zu sehen reicht oft ein Wechsel der Blickrichtung (Antoine de Saint-Exupéry)

Portrait von Dipl.-Psych. Alexandra Bielecke, M.A.
Dipl.-Psych. Alexandra Bielecke, M.A. Mediatorin (BM), Trainerin, Coach & Supervisorin

Die Mediation blickt auf eine lange Geschichte zurück und zeichnet sich insbesondere in den letzten 20 bis 25 Jahren durch einen hohen Zugewinn an theoretischem Fachwissen und praktischer Erfahrung aus. Zu Recht kann von einem äußerst differenzierten und vielfältigen Arbeitsgebiet gesprochen werden, in dem keine Mediation der anderen gleicht und das Menschen in den verschiedensten Problemkonstellationen einen konstruktiven und individuellen Gestaltungsspielraum eröffnet.

In Form von direkten oder indirekten wissenschaftlichen Quellen vereint die Mediation Ansätze aus der Verhandlungsforschung (z. B. Harvard-Konzept), Sozial- und Kommunikationspsychologie, Psychotherapie sowie der Systemtheorie. Darüber hinaus fließen Erkenntnisse aus der Spieltheorie, Rechtsphilosophie und der Friedens- und Konfliktforschung in die Mediationstheorie ein. Kirchhoff & Schroeter bezeichnen die Mediation daher als eine „Schnittmengenwissenschaft“ (ZKM 2/2006, 58). Mediationswissenschaft und -praxis befruchten sich wechselseitig und entwickeln sich stetig fort.

In den letzten Jahren wurden viele sehr gute Grundlagenbücher veröffentlicht, die in das Verfahren der Mediation, die einzelnen Phasen und in das konkrete Vorgehen je Mediationsphase einführen. Sie sind hervorragend geeignet, um einen Überblick zu bekommen, das Wissen aus der Mediationsausbildung zu untermauern und erste Schritte in der Mediation sicher(er) zu gehen.

Wenn Mediator*innen in die berufliche Praxis eintreten, ergeben sich dann auf einmal meist sehr konkrete, weiterführende Fragen. Für die Bewältigung oftmals plötzlich auftretender herausfordernder Situationen, in denen Mediator*innen erfrischende Perspektiven für die Fortsetzung ihrer Arbeit benötigen, gibt es auf der einen Seite Beratungsformate, wie z.B. Kollegiale Beratung und / oder Supervision. Auf der anderen Seite bietet eine Vielzahl an Fachbüchern Mediationsnoviz*innen und Praktiker*innen Anregungen für die Praxis.

Mit einer neuen Aufsatzreihe eröffnet die ZKM ab der kommenden Ausgabe ein zusätzliches Angebot: Wissenschaftler*innen aus dem In- und Ausland, praktizierende Mediator*innen und Expert*innen aus angrenzenden Herkunftsdisziplinen bieten kleine Blickwechsel für den Mediationsalltag an. Anhand von konkreten Fallbeispielen analysieren sie spezifische Mediationssituationen aus allen Phasen der Mediation und beschreiben Interventionsideen aus ihrem jeweiligen Quellberuf passend für die beschriebene Situation.

Der gemeinsame Blick über den Tellerrand ermöglicht einmal mehr, das Wissen aus den verschiedenen Forschungsbereichen gewinnbringend zu bündeln, weitere Synergien für die Mediation zu entwickeln, Unterschiede zu erkennen und zu benennen sowie fruchtbare Erkenntnisse für die Praxis zu generieren.

Die ersten Beiträge beschäftigen sich mit dem Beginn der Mediation: Wie kann es gelingen, alle Beteiligten für eine Mediation zu gewinnen, so dass die Reise mit noch ungewissem Ausgang unter dem Motto „Alle Mann an Bord!“ gemeinsam aufgenommen werden kann. Und welche Fälle eignen sich überhaupt (nicht) für die Mediation? Gibt es eine Chance, die Passung zwischen den Beteiligten und dem konkreten Verfahren frühzeitig zu erkennen? Wie begleitet man die Beteiligten in das „richtige“ Verfahren? Wie können die Chancen auf ein gelingendes Mediationsverfahren erhöht werden?

Freuen Sie sich auf anregende Perspektiven, praktische Fragen, unterschiedliche Herangehensweisen, ungewöhnliche Impulse und spannende Anregungen für Ihre Mediationspraxis.

Zurück